Die meisten von Euch sind wie wir nicht ausschliesslich offroad unterwegs. Trotzdem kommt es ab und zu vor, was dann (bei uns) regelmässig auch zur Katastrophe führt.
Aber das muss ich Euch nicht erzählen. Jeder der auch mal abseits der asphaltierten Strassen unterwegs ist, hat sich sicher schon mal festgefahren. Sei es am Autostrand von SPO oder einem Flussbett in Italien, das nur aus weichen Kieselsteinen besteht. Ruckzuck ist der Cali mit einer oder sogar zwei Achsen eingesunken und man hat nur einen Klappspaten mitgenommen. Wohl dem, der nun das richtige Bergezeug dabei hat.
Aber widmen wir uns doch zuerst einmal der Frage:
Was mache ich am besten, damit mir das überhaupt nicht passiert?
Hier ist vorrangig die Wahl der richtige Reifen von besonderem Interesse. Man muss nicht unbedingt so extreme AT (All Terrain) Reifen oder sogar MT (Mud-Terrain) auf seinem Fahrzeug montiert haben. Schliesslich fahren wir doch überwiegend auf asphaltierten Straßen.
Meistens reicht für uns „Normal-Nutzer“ auch schon ein guter Allwetterreifen oder ein so genanter Soft AT Reifen. Hier ist die Auswahl durchaus reichhaltig und auch ein wenig Ansichtssache. Seit einigen Jahren fahren wir z. B. den Michelin L’atitude Cross in der Standart-Seriengrösse. Für uns eine gute Wahl, die wir durchaus empfehlen können.
Aber auch ein guter Reifen kann einen nicht immer vor dem Einsinken bewahren. Wenn das „Schwere“(Cali) auf das „Weiche“(Sand) trifft, ist es oft schon zu spät und die Kiste eingesunken.
Oft sieht man heutzutage die sogenannten „Sandbretter“ an Fahrzeugen montiert. Stolz haben die Fahrer von Vans und Kastenwagen sie publikumswirksam an Heck und Seitenträgern montiert. Sogar tonnenschwere Wohnmobile und LKW sieht man auf Autobahnen mit diesen meist schwarzen Kunststoff-Brettern.
Dabei ist es am Besten, man kommt überhaupt nicht in eine solche Situation! Zur Bergung gebe ich euch am Ende des Beitrags noch meine Empfehlung.
Das erste Mittel der Wahl, damit Ihr nicht in eine solche Situation kommt, ist die Richtige Vorbereitung bevor Ihr eine weiche Piste befahrt. Glaubt mir, ich weiss wo von ich spreche. Schon leider viel zu oft kam bei mir die Schaufel zum Einsatz, weil ich nicht früh genug die richtigen Vorkehrungen getroffen habe.
Also Nummer 1 – Luft ablassen !!!
Ein Standartluftdruck von meist knapp über 3 bar ist gut für die schelle Fahrt auf asphaltierten Straßen. Schon auf Schotter oder auf den berüchtigten „Waschbrettpisten“ seit Ihr damit total falsch unterwegs! Also runter mit der Luft! Je nach Untergrund und verwendetem Reifen ist eine Reduzierung des Luftdruckes auf bis zu 1,5 bar auf den Antriebsachsen machbar und wirkt wahre Wunder. Ihr vergrössert hierdurch die Auflagefläche der Reifen enorm und verhindert damit das Einsinken und verbessert die Traktion in weichem Terrain.
Am einfachsten geht das mit sogenannten Entlüftungsventilen. Diese Profi-Entlüfter werden von Euch auf einen festen Luftdruck nach Euren Wünschen und Eurem Bedarf eingestellt. Das heisst, Ihr müsst diese nur auf das Ventil aufschrauben und der Luftdruck im Reifen wird auf das von Euch gewünscht Niveau abgesenkt. Kein Nachmessen, kein zeitraubendes umständliches Ablassen von einzelnen Reifen, keine weitere Kontrolle. Aufschrauben und fertig.
So ein Satz Entlüfter kostet meist nur wenige Euro, so dass man durchaus auch mehrere Sätze mit verschiedenen Luftdrücken mitführen kann. Kleiner Zusatztipp: Ich sichere die eingestellten Entlüfter mit Nagellack gegen unabsichtliches Verstellen.
Hier noch einige Alternativen: Entlüfter1 – Entlüfter2 – Entlüfter3 – Entlüfter4
Diese Entlüftungsventile machen alle genau das gleiche.
Auch nachdem man sich festgefahren hat, auf jeden Fall zuerst den Luftdruck reduzieren! Im Idealfall reicht die Vergrösserung der Auflagefläche der Reifen aus, um auch aus weichem Untergrund frei zu kommen. Selbstverständlich kann man den Bergeprozess mit sogenannten „Sandbrettern“ oder „Bergeboards“ unterstützen.
Womit wir schon beim zweiten unverzichtbarem Rettungsmittel angekommen sind.
Wie oben bereits erwähnt, haben viele Vans ein Paar günstige Bergeboards dabei.
Hoffentlich haben Sie diese noch nicht benötigt, denn meistens stellt sich dann heraus, das diese sich nicht für den häufigen Einsatz eignen.
Die Kunststoff-Nöppel nutzen sich doch sehr schnell ab und bei häufigerem Einsatz leiden die Dinger doch erheblich. Ich war damit nicht zufrieden und fahre seit einiger Zeit die Boards von „Uniko 6in1 Faltrampe“.
Diese Bergebords sind zwar erheblich schwerer, jedoch auch viel universeller in der Handhabung. Man kann sie zu einer stabilen Brücke verbinden und auch als Auffahrkeil bei schrägen Stellplätzen benutzen. Mittlerweile gibt es sie auch in unauffälligem schwarz.
Aber wie heisst es so schön: Haben ist besser als brauchen . . .
Auch in diesen Jahr auf dem Trip „Highway to Hellas“ war ich sehr froh sie dabei zu haben.
Als letztes habe ich noch ein weiteres wichtiges Rettungsmittel im Fahrzeug. Schliesslich habt Ihr meinen Tipp befolgt und Euch mittels Luftablassen aus der festgefahrenen Situation befreit. Wie bekommt Ihr nun die Luft wieder in den Reifen? Ich babe das selbstverständlich für Euch ausprobiert und bin zu folgender Erkenntnis gelangt. Von den von mir ausprobierten Kompressoren hat sich nur einer als wirklich praktikabel herausgestellt. Der T-Max AM1857 Luftkompressor hat als einziger genügend Ausdauer, um zwei oder ggf. alle vier Räder, wieder auf den Standart-Luftdruck zu bringen. Mit 72Liter/min schafft er das in nur wenigen Minuten und ist dabei angenehm leise.
Allen anderen Kandidaten ging nach kurzer Zeit im wahrsten Sinne des Wortes die Luft aus.
Kleine Kompressoren sind für die gestellte Aufgabe einfach zu schwach. Die Literleistung pro Minute reicht nicht aus und nach spätestens 10 Minuten müssen die Kandidaten mindestens genauso lange pausieren. Mit dem originalen Kompressor von VW, den ja auch viele bereits im Fahrzeug mitführen, habe ich ca. 35 Minuten für nur zwei Reifen benötigt.
Der T-Max AM1857 Luftkompressor benötigt erst nach 40 Minuten eine Pause. Da hat man bereits vier LKW-Reifen aufgepumpt. Den T-Max gibt es sogar noch eine Nummer grösser, die ich aber bei Vans für deutlich überdimensioniert halte.
Um auf der ganz sicheren Seite zu sein, habe ich noch eine zerlegbare Aluschaufel (sehr praktisch) und ein kinetisches Albschleppseil dabei. Schaufel und Seil waren bereits mehrfach im Einsatz und kann beides sehr empfehlen. Die Schaufel bekommt Ihr hier und das Abschleppseil habe ich hier gekauft. Ebenso ein Softschekel zum Anbringen des kinetischen Abschleppseiles. Auch ein Reifenflickset ist manchmal von Nutzen. Gottseidank habe ich das noch nicht benutzen müssen.
So, ich hoffe ich konnte euch ein paar Tipps und Tricks zur Mitführen von Bergemitteln und deren Einsatz im Offroadbereich geben. Mit der Reduzierung des Luftdruckes in den Reifen kommt Ihr in 70 – 80% der Fälle, vielleicht mit dem Einsatz der Schaufel, aus Eurer Misere.
Höchstwahrscheinlich bewahrt Euch aber die rechtzeitige Anpassung des Reifendrucks bereits vor dem Einsinken in den weichen Untergrund.
Wo habt Ihr euch schon mal festgefahren und was hat Euch bei der Bergung geholfen? Ich bin gespannt auf Eure Berichte und Erfahrungen im Overlanding. Schreibt es mir gerne mal in der Kommentaren. Ich bin gespannt auf Eure Geschichten.
Lieber Hubert,
wieder ein toller Blogeintrag von Dir mit vielen praxiserprobten Hilfestellungen. TOLL – Danke !! Da werde ich auch WIEDER von profitieren !!!
Eine Frage habe ich zu den Entlüftern. Ich lasse Luft aus einem Reifen bis ich denke, dass das reicht, dann stelle ich die Feststellschraube fest. Kann ich dann den eingestellten Entlüfter nicht bei den anderen Reifen benutzen und damit genau so viel Luft ablassen von den restlichen Reifen? Warum brauche ich 4 von denen? Viele Grüße
Hallo Beate, mit einem 2WD kannst Du beide Entlüfter für die Vorderachse gleichzeitig benutzen. Wären der Luftdruck sinkt kann man auch schon mal losfahren, es dauert schon eine Weile bis 1,5 bar abgelassen sind. Die zwei übrigen Entlüfter könntet Du z.B. für einen anderen Luftdruck (Waschbrettpiste?) verwenden. VG.