Der vierte Teil meines Reiseberichtes führt mich nach England, genauer gesagt nach Gibraltar und in die wunderschöne Stadt Sevilla. Weiter geht es über Tarifa in die Westernstadt El Rocio und auch ein Besuch beim Papst liegt auf dem Weg.
Und dann war da noch die Sache mit den Bremsen… ?
12. Tag – Der Felsen der Affen
Vom Übernachtungsplatz kurz vor Malaga starte ich am frühen Morgen zunächst wieder über die N-340 in Richtung Marbella. Heute ist Sonntag und ich kann mir das tägliche Shopping ersparen. Aber Autowaschen geht ja in Spanien auch am Sonntag und so investiere ich mal wieder 4 Euro für eine Komplettwäsche. Schliesslich wollen wir bei den Engländern eine guten Eindruck machen.
Von Estepona sollte man die kostenfreie Autobahn AP-7 nach Süden nutzen. Das geht super und so sind die knapp 85 km bis in das britisches Überseegebiet schnell gefahren.
Schon von Weitem hat man einen super Ausblick auf den Felsen, der sich deutlich aus dem Meer erhebt. Am Strand von San Roque mache ich noch eine kleine Pause, die jedoch nicht sehr lange dauert. Ein kurzer Fotostop und schon geht es weiter. Ich will die Affen sehen.
In der Grenzstadt La Línea de la Concepción ist zunächst erst einmal Schlange stehen angesagt. Obwohl Großbritanien ja (noch) EU-Mitglied ist, gibt es Grenzkontrollen sowohl auf der spanischen als auch auf der britischen Seite. Na klar, am Sonntag haben ja wieder viele frei und machen einen Ausflug auf die Halbinsel. Park4night hatte mir einen Parkplatz für die Übernachtung in der Nähe der Moschee am Europa-Point vorgeschlagen. Die Berichte in der App besagten, das man dort ohne Probleme auch über Nacht mit dem Camper stehen könne. Und so ist es wahrscheinlich auch. Ich würde mich dort nicht über Nacht niederlassen. Das mag aber daran liegen, das ich im Oberstübchen ja nur im Zelt liege und es mir einfach zu voll und damit auch zu laut ist. Trotzdem ist es einen Fotostop wert. Bei gutem Wetter ist die Aussicht auf Afrika schon eine tolle Sache. Der Parkplatz oben am Felsen war leider gesperrt und ich wurde von einem, naja, sagen wir mal „britisch freundlichem“ Bobby wieder nach unten verwiesen. Der einfachste Weg ist aber die Seilbahn. Die Talstation liegt neben den Alameda Gärten am südlichen Ende der Main Street, der Haupteinkaufsmeile von Gibraltar. Für 16 € pro Person bringt die Gondel einen in gut 6 Minuten auf den 412 m hohen Gipfel. An der Talstation ist es derartig voll, das mir auf Schlange stehen die Lust vergeht. Wahrscheinlich ist es dann auf dem Gipfel genauso voll.
Parkplätze sind auch nicht in Sicht und das Gedränge geht mir mächtig auf den Geist. Auch dieses Mal verzichte ich auf den Besuch auf dem Felsen. Es ist keine gute Idee dort am Sonntag einen Besuch zu planen. Schon wieder habe ich die Berber-Affen nicht gesehen und verlasse nach einem Tankstop für sagenhaft günstige 1,09 €/l und dem obligatorischen zollfreien Einkauf unverrichteter Dinge Gibraltar in Richtung Tarifa.
Ich muss gestehen, das ich mich im Nachhinein schon ein wenig geärgert habe. Wahrscheinlich war es eine Kombination aus schlechten Timing und ungenügender Vorbereitung. Ich hätte mir das natürlich vorher denken können, aber das mit dem Wochentag war mir einfach nicht mehr so bewusst.
Über Tarifa hatte ich vorher schon viel gelesen und all die tollen Bilder im Internet haben meine Erwartungshaltung ganz schön nach oben geschraubt. Schliesslich ist die südlichste gelegene Stadt des europäischen Festlands und somit auf jeden Fall einen Besuch wert. Nirgendwo sonst liegen Europa und Afrika näher zueinander als hier. Und die gut erhaltene Burg Castillo de Guzmán in der Nähe des Hafens ist wirklich schön. Bei meinem Besuch war auch nichts überlaufen und Parkraum im Überfluss vorhanden.
Am westlichen Ende der schönen Strandpromenade gibt es einen hervorragenden Parkplatz, der unmittelbar am Strand gelegen ist. Am Abend finden sich hier zwar auch ein paar Spaziergänger, die sich zum Sundowner versammeln, aber nach Sonnenuntergang ist alles friedlich. Die lokale Polizei dreht mal wieder eine Runde, hat jedoch nur Diskussionsbedarf mit einem „grossen Weissen“, der sich wirklich unglücklich über mehrere Parkbuchten verteilt niedergelassen hat. Macht man ja auch nicht. Und Stühle rausstellen geht auch nicht.
Aus dem Cali geniesse ich den atemberaubenden Sonnenuntergang. Das bleibt die nächsten Tage hoffentlich dann auch so..
13. Tag – Die erste Panne
Von nun an geht es ja wieder Richtung Norden. Ich bin gespannt auf Portugal, das ja nun nicht mehr weit entfernt ist. Als letzten Städtetrip in Spanien habe ich mir Sevilla, die viertgrösste Stadt Spaniens und Hauptstadt der Provinz Andalusien ausgesucht. Bei der letzten Rundfahrt im Jahr 2011 habe ich diese reisemüde ausgelassen.
Die kleine Landstrasse A-2233 geht es zunächst über Conil de la Frontera mit seinem weit sichtbaren Leuchtturm und wunderbaren langen Sandstränden Richtung Cadiz. Die Entfernung nach Sevilla ist für den heutigen Tag zu weit. Also warum nicht einfach heute die Küste ein wenig herauf bummeln und sich den Stadtbesuch für morgen aufsparen. Schiesslich bin ich ja hier in einem Top-Surfer-Revier, auch wenn ich noch nicht so viele gesehen habe.
Heute könne es mal wieder ein Campingplatz sein. Dusche, Wasser und so weiter, und dann war da ja noch eine Sache ….
Etwa 10 km hinter Cadiz, das ich dieses mal umfahre, habe ich einen Campingplatz Playa Aguadulce direkt am Meer gefunden.
Auf dem Weg dorthin bemerke ich eine merkwürdige Anzeige auf dem Multifunktionsdisplay. Mehrere rote Ringe, die jeweils oben und unten unterbrochen sind. Irgendwie erinnern mich diese Ringe an Bremsbacken. Ja genau, unter Info findet sich dann auch noch der passende Text. „Bitte Bremsbeläge kontrollieren“. So eine. Sch …. Was soll das den jetzt? Auf dem Campingplatz habe ich dann genug Zeit das mal gründlich in Augenschein zu nehmen. Ja klar, gut 95.000 km hat der Cali nun auf der Uhr und bisher auch noch nicht gemeckert. Auch der letzte Werkstattbesuch hatte keinerlei Hinweise auf einen bevorstehenden Austausch ergeben. Aber der ist ja nun auch schon wieder 5.000 km her. Mensch, wie auf der Strasse die Zeit vergeht und schliesslich ist das ja auch noch der erste Satz. Unterwegs kann man so etwas aber nicht gebrauchen. Est recht nicht 4.000 km von zu Hause entfernt.
Die erste Inaugenscheinnahme zeigt zunächst nichts bedrohliches. Auf den vorderen Belägen sind schätzungsweise noch 4 mm zu erkennen. Jedoch kann ich natürlich die hinteren Bremsbeläge nicht ansehen. Dafür müsste das Rad ab. Auf der Hinterachse sieht die Sache schwieriger aus. Hier verdeckt der Bremssattel die Beläge. Bewaffnet mit Spiegel und Taschenlampe kann ich jedoch erkennen, das zu mindestens nicht Stahl auf Stahl schleift und die Bremsscheiben sowohl hinten und auch vorne sehen nicht so schlecht aus. Aber wie lange kann man damit wirklich noch fahren? Zugegebenermassen habe ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht und auch auf dieser Reise nicht an einen Austausch im Ausland gedacht. Jetzt ist guter Rad teuer, was tun?
Wie schon in vielen Fällen beschliesse ich das Cali-Forum zu befragen, dort einen Hilferuf abzusetzen und ein paar Bilder einzustellen. Und wie immer ist auf die Kollegen dort Verlass. Nach nur 10 Minuten liegen die ersten Antworten vor. „Junge, mach dir keine Sorgen, die Verscheißanzeige kommt beim T5 sehr früh.“. Na gut, aber reicht das dann wirklich noch bis nach Hause? Innerhalb einer Stunde haben viel Experten im Forum geantwortet. Vielen Dank #tonitest, #MarBo, #calimerlin, #Andre, #Klaus-TDI, auf euch ist Verlass. Einhellig ist man der Meinung, das es nach dem ersten Aufleuchten des Warnhinweises möglich ist, noch gut 3.000 bis 5.000 km zu fahren. Natürlich je nach Fahrweise. Für mich als defensiven Fahrer sollte es dann ja vielleicht auch noch bis in die Heimat reichen. Aber ich sage euch, das ungute Gefühl bleibt, wenn dauernd bei der Fahrt diese roten Ringe zu sehen sind. Aber es kam ja einige Tage später dann noch schlimmer . . .
14. Tag – Sevilla und der Papstbesuch
Zumindest etwas beruhigter geniesse ich noch den Restabend am Strand und bereite mir anschliessend ein leckeres Abendessen aus Bordbeständen. Ich hatte ja auch noch ein Glas Würstchen aus der Heimat an Bord. Jetzt weiss ich endlich, woher das Klappergeräusch im Schrank gekommen ist.
Am Morgen sind es nach Sevilla nur gut 10 km. Leider git es keinen Rollerverleih und so muss dieses mal ein Parkhaus in Stadtnähe gefunden werden.
Bei der Fahrt über die A-394 in der Nähe von Utrera fallen mir auf einmal ein paar wirklich hohe Mauern auf. Von weitem sind viele keine Türme sichtbar. Das weckt meine Neugier. Es ist vermutlich ein Kloster, welches hier ziemlich abgeschieden in der Pampa steht. Kein Hinweisschild am Strassenrand, nur eine kleine Tafel am der riesigen Eingangstür gibt einen Hinweis auf die Bewohner. Es handelt sich um die Basilika von Palmar de Troya im spanischen Andalusien. Und man kann es nicht glauben, hier wohnt der Papst. Die katholische Kirche mit Zentrale im Vatikan hat es in den vergangenen 2.000 Jahren aus Respekt vermieden, den Namen des ersten Papstes und Apostels Petrus ein zweites Mal zu vergeben. Doch wir sind nicht im Vatikan und nicht bei Papst Franziskus, dessen Messen im Petersdom jeder Gläubige und Nichtgläubige beiwohnen kann. Ich bin an der Basilika des Ordens Carmelitas de la Santa Faz. Das gewaltige Gotteshaus – das wohl größte Kirchengebäude Spaniens des 20. Jahrhunderts – ist seit seiner Grundsteinlegung 1978 Sitz des inzwischen vierten Papstes der sogenannten Palmarianischen Kirche, benannt nach der anliegenden Siedlung Palmar de Troya. Aus Perspektive der Bewohner sind diese vier Päpste die wahren und einzigen, die die Traditionen und Werte der katholischen Kirche hochhalten. Die Anhänger dieser sektenartigen Abspaltung sind extrem abgeschottet. Vor dem Hauptaltar zelebriert derzeit Papst Petrus III. die Messen – assistiert von zwei Kardinälen. Papst Petrus? Ordentliche Kleidung ist Mindestvoraussetzung für den Einlass – sofern sich das Tor in der Mauer überhaupt öffnet. Mit kurzen Hosen habe ich heute sowieso keine Chance und so bleiben die Mauern auch für mich verschlossen. Aber sagt selbst, ist das nicht spannend ?
Aber es gibt ein paar Bilder aus der Luft vom etwa 80 Hektar messende Anwesen des Ordens.
Aber nun zu Sevilla. Die Hauptstadt der Autonomen Region Andalusien ist ein Traum. Sevillas Altstadt ist die größte Spaniens und neben Venedig und der Altstadt von Genua eine der größten Altstädte Europas. Die Altstadt wird von engen Gassen dominiert. Besonders malerisch ist das Stadtviertel Santa Cruz.
Zu den wichtigsten Sehenwürdigkeiten der Stadt gehört die Kathedrale von Sevilla. Sie wurde in den Jahren 1401 bis 1519 im Stil der Gotik auf den Überresten der im 12. Jahrhundert errichteten arabischen Mezquita Mayor gebaut. Sie ist das größte religiöse Gebäude Spaniens, zählt zu den größten Kathedralen der Welt und hat fünf Kirchenschiffe. In der Kathedrale befindet sich neben prachtvollen Grabplastiken des Mittelalters auch das 1902 errichtete Grabmal für Christoph Kolumbus. Der Verbleib seiner Gebeine war nach mehrmaligen Atlantiküberquerungen ungewiss.
Der Besuch in der Kathedrale ist nach meiner Meinung ein Muss. Ich bin jetzt nicht sonderlich religiös oder so etwas. Jedoch ist dieses Bauwerk derartig spektakulär, das man es einfach ansehen muss. Eigentlich wollte ich dieses Wort nicht so häufig verwenden, in diesem Fall geht es aber nicht anders. Fahrt dort hin!
An der Puerta de la Lonja befindet sich der Sarkophag des Christoph Kolumbus. Das Denkmal entstand 1902. Der Sarkophag wird von vier Herolden getragen, die für die Königreiche Kastilien, León, Aragón und Navarra stehen. Dies ist eine Symbolik dafür, dass auch die sterblichen Überreste von Kolumbus „gereist“ sind. Nach seinem Tod in Valladolid im Jahre 1506 wurde er einige Jahre später nach Sevilla gebracht und 1596 dann nach Santo Domingo überführt. Als 1795 die Franzosen dorthin kamen, wollte man ihnen Kolumbus nicht überlassen und brachte die Überreste nach Havanna. 1898 wurden sie wiederum nach Sevilla verschifft. 2006 führten spanische Wissenschaftler einen DNA-Abgleich mit den Überresten aus dem Sarkophag und Überresten von Kolumbus’ Bruder und Kolumbus’ Sohn Fernando Kolumbus durch und bestätigten Christoph Kolumbus’ Identität.
Willst Du noch mehr über Sevilla und die Kathedrale sehen? Es gibt auch noch einen kleinen Film auf dem Youtube – Kanal.
Von Sevilla geht es am Nachmittag noch in den kleinen Ort El Rocío. Dieser liegt an der A-483 auf meinem Weg zum Übernachtungsplatz am Meer. Bekannt ist El Rocío über die Grenzen Spaniens hinaus als Wallfahrtsort. Es wird die Heilige Jungfrau von El Rocío verehrt – oft als Blanca Paloma (Weiße Taube) bezeichnet wird. Das Zentrum des Ortes erstreckt sich um die Kirche Ermita del Rocío herum. Der Ort verfügt über kaum befestigten Straßen, die verbreitetsten Verkehrsmittel im Ort sind daher Geländewagen und Pferdefuhrwerke. Eigentlich dominiert hier der Sand. Es gibt einige kleine Souvenirläden, mehrere Restaurants und Bars sowie wenige Hostels und Hotels. Es ist schon spät, aber der Besuch hat sich ebenfalls richtig gelohnt. Es ist ein wenig so wie im wilden Westen, wie vor ein paar Tagen in der Wüste.
Relativ spät am Abend, kurz vor dem Sonnenuntergang, erreiche ich meinen heutigen Übernachtungsplatz. Es ist ein kleiner Parkplatz an einer Klippe neben einem Leuchtturm. Niemand ausser mir ist hier und das verspricht mal wieder eine ruhige Nacht.
Erst am Morgen stelle ich fest, das ich hier vielleicht doch etwas unsicher gestanden habe und warum die PKW`s der Fischer am Morgen auf der anderen Seite geparkt haben. Nun ja noch mal Glück gehabt. Diese Nacht hat die Klippe gehalten und es ist nichts abgerutscht. Das nächste Mal nehme ich meinen Standplatz vor dem Schlafengehen genauer unter die Lupe oder komme einfach etwas früher an.
Wie geht es weiter ?
Im Teil 5 des Reiseberichtes geht es dann in ein neues Land nach Portugal. Wie es mir an der Algarve ergangen ist, wen ich in Albufeira getroffen habe und was das alles mit Luxuscamping, Bratwürsten und verrückten Holländern zu tun hat, erfahrt Ihr dann in ein paar Tagen . . .