Im 3. Teil meines Reiseberichtes geht es nun über La Unión, einer ehemaligen Bergbauregion, und Almeria in die Wüste von Tabernas. Ein kleiner Stadbesuch in Malaga und dann schliesslich weiter nach Gibraltar auf den Felsen der Affen ….
8. Tag – Auf den Klippen von Torrevieja
Sehr ruhig war die Nacht auf den Stellplatz, der eigentlich ein Parkplatz ist. Ich glaube, das viele der normalen Wohnmobilfahrer mittlerweile auch die App Park4night verwenden. Gerade weil dort auch meistens auf Höhenbeschänkungen an Parkplätzen hingewiesen wird, die in der Nebensaison ja oft demontiert sind. Auch die Schilder „für Wohnmobile verboten“ interessieren eigentlich niemand und kontrolliert wird schon gar nicht.
Nach Alicante ist es nun ja auch nicht mehr weit und die Fahrt an der Küste ist eher unspektakulär. Es ist zwar im Vergleich zu Deutschland vergleichsweise warm mit 10 Grad am Morgen und einem Tageshöchstwert von 18 Grad, jedoch zeigt sich der Himmel meist bedeckt. So statte ich Alicante nur einen kurzen Besuch am Strand ab.
Also schnell weiter nach Torrevieja. Hier wechselt die Küste wieder von langen Sandstränden in eine schroffere Variante. Ich bin in den letzen Tagen ja viel gefahren und so wird dieser Ort als Übernachtungsplatz angefahren. Er lohnt sich sowohl als Zwischenstopp, aber auch für eine Übernachtung an einem tollen Platz. Direkt an der Ortszufahrt kann man einfach auf die Klippen fahren, was natürlich auch schon viele gemacht haben. Richtigen Strand gibt es keinen, was ich aber auch gar nicht schlimm finde. Also suche ich ein nettes Plätzchen direkt vorne an der Klippe und richte mich schon mal für die Nacht ein. Gegenüber auf der anderen Straßenseite sind einige Restaurants, die aber nicht gut besucht sind. Ich habe alles dabei, also erst mal ein paar schöne Luftaufnahmen machen und dann das Abendessen zubereiten. Nach Sonnenuntergang kommt über die Buckelstrecke dann noch ein englisches Dickschiff und und parkt nur wenige Meter von mir entfernt. Ich liege schon im Oberstübchen und kann hören, das nun erst mal die Sat-Antenne ausgefahren wird. Und jetzt kommt der Hammer! Auf einmal ist ein gleichmäßiges Rattern zu vernehmen. Mir schwant Übles. Also wieder nach unten klettern und mal die Lage peilen. Der Typ hat tatsächlich seinen Moppel ( sauerländischer Begriff für portables Notstromaggregat) nur wenige Meter von mir entfernt aufgestellt. Betreibt der Ochse einen 60 Zoll Flatscrenn oder muss Mutti noch mit dem Thermomix das Abendessen zubereiten? Meine 10.000 Lumen Taschenlampe erhellt sein Fahrerhaus und nach einigen Minuten bemüht er sich tatsächlich aus dem Fahrerhaus. “What happens?“ Ich erkläre ihm, dass das so nicht geht und das ich ja nur in einem Zelt schlafe und bei dem Gerattere kein Auge zumachen kann. Er erklärt mir, dass er keinen 220 Volt-Wandler hat und seine Batterien sowieso dafür zu schwach wären. Die Diskussion verschärft sich und irgendwann fällt das hässliche Wort „ . . . fucking German“. Ich erkläre ihm, wenn er das Ding nicht ausstellt, dass er es morgen am Fuß der Klippe wiederfinden kann. Auch diese Bemerkung meinerseits trägt nicht wirklich zur Deeskalation der Situation bei. Ich habe aber keinen Bock auf Stress, drehe den Fahrersitz wieder in Fahrposition und fahre, der ruhigen Nacht wegen, auf die nächste Klippe. Hier gibt es wieder nur das Rauschen der Wellen und sonst nichts. Letztendlich war es dann doch noch eine ruhige Nacht.
Der Morgen ist mit seinem Sonnenaufgang mal wieder richtig toll und mein Ärger vom Vorabend verschwunden. Beim Engländer ist noch alles verrammelt. Kein Wunder, wahrscheinlich hat der bis in die Puppen ferngesehen. Zeit, sich mit der heutigen Reiseplanung zu beschäftigen. Ich möchte einen kleinen Abstecher in das Landesinnere in das Wüstengebiet „Desierto de Tabernas“ unternehmen. Genauer gesagt ist es eine Halbwüste, die einzige innerhalb von Europa.
9. Tag – Die Wüste von Tabernas
Nach dem Frühstück geht es wieder entlang der Küste zuerst nach Cartagena, mit seiner tiefen Bucht an der der Costa Cálida und dann weiter in den bekannten Küstenort Almeria. Beide Orte haben mich nicht überzeugt und so gibt es auch nur wenige Bilder. Cartagena ist zwar ist eine der bedeutendsten Handelshäfen Spaniens, aber schon in der Nähe der Stadt kann man die Bettenburgen des Massentourismus ganz gut ausmachen. Almeria ist da auch nicht viel besser und hier kommen noch die schier endlosen kilometerlangen Treibhäuser hinzu, in denen all das, was wir in unseren Supermärkten finden, angebaut wird. Teilweise gehen in dieser Region die Küstenstrassen mehr als 20 km durch solche Treibhausplantagen. Nichts für mich. Aber vielleicht tue ich diesen Orten auch unrecht.
Ich finde die Fahrt entlang der Küste trotzdem recht abwechslungsreich und die Landschaft wechselt ständig zwischen schönen kleinen Stränden und schroffen Gebirgszügen. Mehr durch Zufall finde ich den Ort Portmán, der das Zentrum des ehemaligen Bergbaugebietes ist und seine älteste Siedlung beherbergt. Der Bergbau ist natürlich schon lange aufgegeben, aber die Ruinen und ehemaligen Förderanlagen sind auf dem weitläufigen Areal weit verteilt. Alles wirkt ein wenig gespenstisch und unwirklich. Eine tolle Gegend, in der bestimmt auch das Wandern lohnt. Noch kurz einmal zur Küste herunter und dann geht es in das Landesinnere in Richtung Tabernas.
Direkt an der Küste mache ich noch eine kleine Pause und genieße den Ausblick auf das Meer. Die morgendliche Luft ist um diese Jahreszeit noch etwas frisch und man kann gut eine Jacke vertragen. Am frühen Nachmittag ändert sich das aber schnell und es ist gut, wenn dann schon die kurze Hose bereit liegt. Der Pauseplatz ist ganz abgelegen und so wird schnell noch eine Dusche eingeschoben. Das geht ganz fix, aber schaut selbst . . .
Nur gut 30 km liegt Tabernas von der Küste entfernt und ist über die gut ausgebaute Landstraße N-340a in knapp 40 Minuten erreicht. Auf halber Strecke sammle ich noch ein Tramperpärchen auf. Die stehen samt großen Rucksäcken ziemlich verloren mitten in der Pampa. Sie kommt aus der Schweiz und er ist Franzose. Die letzten Monate haben sie bei einem Freund in Marokko verbracht und wollen jetzt nach Rioja, um einem anderen Pärchen beim Aufbau eines Steinhauses zu helfen. Unterwegs sind die beiden schon drei Jahre und das ist für sie “open end“. Es ist eine nette Plauderei und ich erfahre ein wenig über das Aussteigerleben in Reinkultur, wobei die Schweizerin alles für den hinten sitzenden Freund übersetzen muss, weil der kein Deutsch versteht. Unsere Wege trennen sich in Tabernas, wo bei die Beiden eigentlich noch nicht wissen wie es weitergeht. Geschlafen wird im Zelt oder unter freiem Himmel je nach Temperatur. Mit einem Tagesbudget von nur 10 € ist mehr nicht drin. In Marokko mag das kein Problem sein, aber hier? Gerade in der Wüste ist es morgens ja doch noch recht kühl.
Und ich sage euch, der Anblick der Wüste ist bombastisch. Man ist in einer anderen Welt. In meiner Vorstellung hatte ich zwar auch Kakteen erwartet, aber vielleicht kommen die ja noch. Es ist klar zu erkennen, das es in dieser Region nicht viel regnet und entsprechend staubig sind die Straßen. Die Wüste von Tabernas diente wegen ihrer Ähnlichkeiten mit den Wüsten Nordamerikas („Wilder Westen“), Nordafrikas und Arabiens seit den 1950er Jahren bis heute als Drehort zahlreicher Filme und Western. Hier sind Lawrence von Arabien, Für eine Handvoll Dollar, Indiana Jones und der letzte Kreuzzug und viele weitere Filme entstanden. Und tatsächlich fühlt man sich ein wenig in diese Zeit zurückversetzt. Das bei Tabernas gelegene Fort Bravo (Kulisse u. a. für Vier Fäuste für ein Halleluja) ist das größte Westerndorf und das einzige von drei noch erhaltenen (es gab bis zu 14), welches auch aktuell für Dreharbeiten genutzt wird. Es diente u. a. als Kulisse für Winnetous Rückkehr, Der Schuh des Manitu, Die Daltons gegen Lucky Luke und spanische Kino-Produktionen wie 800 Bullets oder Werbespots (z. B. Pepsi mit den Spielern von Real Madrid und Manchester United).
Ich versuche dort hinzufahren, jedoch endet der erste Weg vor einem verschlossenen Gatter. Jetzt fehlt nur noch ein Cowboy, der auf einem Pferd angeritten kommt und mich fragt, was zur Hölle ich hier zu suchen habe. Mittels Google Maps, ja der wilde Westen ist mit hervorragender 4G-Internetverbindung ausgestattet, suche ich mir eine neue Piste. Eigentlich sieht alles gleich aus, aber es gibt einen Pfad, der im entferntesten an einen Weg erinnert und sich auch ohne 4motion-Antrieb befahren lässt. Nach 3 km findet sich eine Schranke und ein Kassenhäuschen. Der Mann erklärt mir auf spanisch, das ich 19 € Eintritt zahlen müsste, mir aber dafür morgen auch die Western-Show ansehen könne. Auch wieder nix für mich. Ich will das Wüstenfeeling erleben und suche mir auf dem Rückweg einfach eine Piste durch ein ausgetrocknetes Flussbett. Es wird eine wunderbar ruhige Nacht und eigentlich hätte nur noch das Jaulen von einem Kojoten gefehlt.
Am Morgen stelle ich fest, dass sich noch zwei Andere in einiger Entfernung von mir zur Übernachtung nieder gelassen haben. Beim Verlassen des Schlafplatzes halte ich noch ein kleines Schwätzchen mit einem HRZ-Fahrer, der mit seiner Tochter unterwegs ist und das Fahrzeug hier auch mal artgerecht bewegen will.
10. Tag – Der Weg nach Malaga
Nicht weit entfernt ist auch das erste Solarkraftwerk von Spanien, das bereits in den frühen 1980ern in Betrieb ging und auch eine Kooperation mit dem Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt unterhält. Auf dem über 100 Hektar großen Gelände sind über 20.000 Quadratmeter Spiegelfläche installiert, die das Sonnenlicht auf einen Punkt in dem davor stehenden Turm bündeln. Es gibt ein Besucherzentrum, das aber leider geschlossen hat. So beschränke ich mich auf ein paar Luftaufnahmen und die Umrundung der Anlage mit dem Roadbus.
Zurück am Meer bestaune ich erst einmal die versaute Karre. Alles ist staubig und ich bin mal wieder froh einen Staubsauger dabei zu haben. Heute noch Malaga zu erreichen, ist nicht mehr möglich. Das ist ja eine von den Städten, die ich mir auch ansehen will. Also geht es zu einem kleinen Strand ca. 20 km vor Malaga. Der Ort heisst Rincón de la Victoria und ist direkt an der N-340 gelegen. Auch hier steht bereits ein Wohnmobil aus England. Die beiden älteren Insassen haben die Stühle herausgestellt und genießen die Nachmittagssonne.
Am Stand (Torre de Benagalbon) gibt es eine Dusche, Toiletten und Frischwasser. So kann ich wieder kostenlos meine Tanks füllen und nutze den Nachmittag mal für eine gründliche Busreinigung. Es dauert dann doch einige Zeit, den Staub der Wüste zu entfernen. Am Abend versammeln sich noch ein paar Jogger und die lokale Polizei dreht eine Runde., Aber wiederum stört es niemanden, das wir hier übernachten. Mein Abendessen besteht aus einer Pfanne voll mit gebratenen Eiern, scharfer Salami und Tomaten. Schon um 21:00 Uhr liege ich im Oberstübchen und träume bei leichtem Wellengeplätscher vom wilden Westen und der Wüste.
11. Tag -Malaga, die Stadt der Mauren
Die Sonnenaufgänge sind einfach spektakulär und immer wieder ein Grund früh am Morgen aufzustehen. An der Westküste von Portugal werde ich diese dann ja gegen Sonnenuntergänge eintauschen. Heute steht Malaga auf dem Programm und ich informiere mich via Internet erst einmal über die Sehenswürdigkeiten und die Parksituation.
Von Málaga, der zweitgrößten Stadt in Andalusien, soll es ja dann weiter nach Gibraltar mit dem Felsen der Affen gehen. Mal sehen, wie weit das heute noch klappt.
In der Innenstadt von Malaga zu parken, ist natürlich wieder mal so eine Sache, die ich nicht unbedingt brauche. Also fahre ich zuerst einmal an den Hafen und schaue mich nach einer Busverbindung um. Hier legen die dicken Kreuzfahrtschiffe an und die Passagiere wollen ja schließlich auch in Zentrum. Es findet sich eine lokale Autovermietung, bei der ich auch ein Fahrrad mieten könnte. Nun ja, den ganzen Tag ein Fahrrad mitschleppen und auch noch darauf aufpassen? Nicht praktisch. Die zweite Möglichkeit ist der sogenannte “Hop on – hop off“ Bus für 29 €. Auch nicht das Richtige. Die Recherche im Internet offenbart aber noch eine weitere Möglichkeit. Es gibt Elektroroller, die wieder an vielen Orten im Stadtgebiet herumstehen und auch via App angemietet werden können. Das ist genau das Richtige. Die Art der Mobilität, wie ich sie mag. Also wieder heraus aus der Stadt, einen Parkplatz für 2 € gefunden, an dem ganz in der Nähe auch einige Roller stehen.
Der Rest ist dann auch schnell erledigt und der Roller mit der App entriegelt. Man muss keinen Helm tragen und kann den Roller nach der Nutzung einfach wieder irgendwo abstellen. Gefahren wird auf dem Gehweg, auf der Straße und auch durch Fußgängerzonen. Und mir wird klar, warum wir das in Deutschland nicht erlauben. Das Teil fährt geräuschlos 25 km/h und hat nur eine Klingel, die nicht funktioniert. Das ist für die Fußgänger schon nicht ganz so einfach. Auch die Vorfahrtsregelung scheint in Malaga umgekehrt zu sein. Die Fussgänger springen bereitwillig an die Seite. Vielleicht ist das ja auch nur Selbstschutz oder Angst?
Hier noch ein kleines Video vom Stadtrundgang
Für günstige 2,55 € bin ich so in 15 min in der Altstadt und hatte noch die Freude, die Uferpromenade entlang zu fahren. Der historische Stadtkern ist wunderbar und es gibt auch eine prachtvolle Einkaufsstraße. Am heutigen Samstag ist eine ganze Menge los. Viele Spanier sind auf Einkaufsbummel und die gastronomischen Einrichtungen entsprechend voll. An jeder Ecke stehen Straßenmusikanten, die mehr oder weniger gut spielen. Ich esse eine Kleinigkeit und genieße den Trubel der Straße und schlendere nachher noch ein wenig durch die Strassen. Wirklich bemerkenswert ist, das viele hier in Winterjacken unterwegs sind. Bei 20 Grad am Nachmittag halte ich jedoch kurze Hosen nicht für unangemessen, jedoch stempelt dies einen natürlich gleich als Touristen und Nordeuropäer ab. Genau so einfach bringt mich ein weiterer Roller am späten Nachmittag dann über einen Umweg am Hafen in 20 Minuten wieder zum geparkten Cali. Mobilität auf der letzten Meile kann wirklich einfach sein.
Auf dem Weg nach Süden fahre ich einige Standplätze am Meer an, die mir jedoch nicht gefallen. Zu nah an der Straße, keine schöne Aussicht! Es gibt ja so einige Gründe, die einem den Übernachtungsplatz verleiden können. Park4night bietet da aber wieder mal eine gute Alternative. In einem kleinen Waldstück haben sich wieder einige Wohnmobilisten breit gemacht und so wie es aussieht, sind die auch nicht nur für eine Nacht hier. Keinerlei Infrastruktur, aber wieder mit direktem Zugang zum Strand. Auch mehrere Spanier haben Tische und Stühle herausgestellt und grillen, was das Zeug hält. Die meisten sind mit einem PKW hier und ich bin gespannt, wo die den übernachten werden. Es ist halt Wochenende und das wird hier einfach ausgekostet.
Den Sonnenuntergang sehe ich heute nur durch die Kamera der Drohne. Dies ist ja nicht so schlimm, da ich das ja in nächster Zeit noch öfter live genießen kann.
12. Tag – Auf den Felsen der Affen
Auch diese Nacht verlief wieder schön ruhig und mit dem Dunkelwerden verdrückten sich die meisten Wohnmobilisten in ihre Fahrzeuge. Die Spanier schliefen im Zelt oder in ihren Autos.
Heute geht es zu einem kurzen Besuch nach England. Warum ich die Affen schon wieder nicht gesehen habe und ich den ganzen Hype um Gibraltar nicht verstehe, könnt Ihr dann in Kürze im vierten Teil meines Reiseberichtes lesen. Hinterlasst gerne einen Kommentar oder schreibt mir eure Erfahrung auf Reisen in Spanien und Portugal.